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In Indien Varanasi

Varanasi / Benares

Kashi, Varanasi, Benares – es gab und gibt viele Namen für diese einzigartige Stadt am Ganges. Ob es an der Aussprache lag oder ob der englische Name – Benares – noch am gebräuchlichsten ist, kann ich nicht sagen. Zumindest verstand der Schaffner bei der Anreise nur diese eine Bezeichnung.
In der Stadt angekommen bietet sich dem Reisenden ein Bild, wie in vielen anderen Städten des Landes: Taxi- und Rikschafahrer bestimmen die Szenerie. Hat man die ersten abgeschüttelt und sich für einen entschieden, bringt dieser einen durch den dichten Verkehr an den Rand der Altstadt (Rikschas dürfen dort nicht fahren) – und wenn man standhaft bleibt, dann auch zu Fuß zum gewünschten Hotel; vielleicht ist es ja doch nicht so schlecht oder zumindest schlechter als das des Freundes des Chauffeurs…

3.000 Jahre spirituelle Geschichte erwarten einen in der „Stadt des Lichts“, der heiligsten unter den heiligen Städten Indiens. Hier wäscht sich der gläubige Hindu in den Wässern der Mutter Ganga von seinen Sünden rein, hier möchte er sterben oder verbrannt werden, um den direkten Weg zur Erlösung zu gehen.
Die ganze Stadt atmet religiösen Geist, man begegnet den Ritualen des Hinduismus auf Schritt und Tritt. Sei es beim Gebet zur Morgen- oder Abenddämmerung, dem rituellen Bad, an den unzähligen Altären oder auch an den Verbrennungsghats. Der Reisende wird häufig dazu aufgefordert, den Zeremonien beizuwohnen. Dieser offene Umgang mit Religion und Tod widerstrebt dem westlichen Besucher unter Umständen und jeder muss für sich entscheiden, wie er mit den ungewohnten Situationen umgeht.

Der Besuch Varanasis bietet sich ab etwa Mitte Oktober an, wenn die Fluten des heiligen Flusses soweit zurückgegangen sind, dass ein Spaziergang entlang der Ghats möglich ist – man erspart sich somit sowohl Zeit als auch Stress in den verwirrenden Gassen der Altstadt – wobei auch das äußerst spannend sein kann… Aber spannend ist in dieser Stadt ohnehin alles: Vom Asi Ghat, dem Punkt des Zusammenflusses von Asi und Ganges über das Dasashvamedha Ghat, Varanasis heiligstem Ort, das Manikanika Ghat, dem größten Verbrennungsghat und und und…
Zwischendurch stößt man immer wieder auf faszinierende Menschen und Details: leuchtend orangene Statuen des Affengottes Hanuman, Verkäufer von abgefüllten Gangeswasser, Sadhus, Fakire und Masseure und – wie sollte es in der heiligen Stadt anders sein: die heilige Kuh und ihre Exkremente. Doch auch Bettler prägen das Stadtbild Varanasis wie kaum anderswo in Indien.
Auf keinen Fall verpassen sollte man, auch wenn es vielleicht eine sehr touristische Attraktion ist, eine morgendliche Gangesfahrt. Die Stimmung, welche einem die in diffuses Licht getauchte Stadt kurz vor und kurz nach Sonnenaufgang bietet ist unbeschreiblich. Alles erscheint pastellfarben – selbst der vollkommen verdreckte Fluss kann die Eindrücke nicht trüben, die man von der Wasserseite aus gewinnt. All die Rituale, von der Waschung bis zur Verbrennung, sind genauso schon im Gange wie ganz alltägliche Dinge, etwa Zähneputzen (mit Gangeswasser!), Morgengymnastik oder einfach nur im Wasser plantschen.
Ein Besuch dieses Ortes bietet einem sicher mit die außergewöhnlichsten Eindrücke, die einem eine Indienreise bieten kann, wie auch immer man ihn nun nennen mag!

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