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Ayurveda

Ayurveda, zu Deutsch „Wissen (oder Lehre) vom Leben“, bereichert seit mindestens 3.000 wenn nicht sogar 5.000 Jahren die alte Medizin des indischen Subkontinents. Grundprinzip bei ihr ist die Annahme, dass jedes Lebewesen in sich die Grundelemente Feuer, Wasser, Erde, Luft und Äther vereint und man davon ausgehend drei Temperamente, die doshas, ableiten und alle körperlichen Funktionen beschreiben kann: Vata (Luft und Äther), Pitta (Feuer und Wasser), Kapha (Erde und Wasser).

Seine Blütezeit erreichte die Heilkunst im 3. Jahrhundert n. Chr., nach Einführung des Buddhismus als Staatsreligion. Die im Mittelalter in Indien dominierenden fremden Mächte und auch die späteren Kolonialherren, versetzen dem Ayurveda einen schweren Schlag, da sie ihre eigene fremde Medizin mitbrachten und die alte Heilkunst für überholt hielten. Somit ist es umso erstaunlicher, dass diese Form des Heilens bis heute überlebt hat und in jüngerer Vergangenheit immer mehr Anhänger – gerade auch im westlichen Kulturkreis – findet. Vermutlich ist es die Begeisterung für das Unbekannte, was Ayurveda so erfolgreich macht. Es lindert so typisch-westliche Gebrechen wie Stress und hilft dem Körper sich zu entgiften.
Eines der bedeutendsten Zentren der traditionellen Gesundheitslehre liegt in Thiruvananthapuram, ehemals Trivandrum, der Hauptstadt des südwestlichen Bundesstaats Kerala. Und eben in diesen Staat, mit seinem wundervollen Stränden, den Lagunen der Backwaters, seiner überbordenden Natur und der – gemessen am Landesdurchschnitt – wohlhabenden, besser ausgebildeten und wohl auch zufriedeneren Bevölkerung, findet Ayurveda einen Rahmen, der dem Traumbild des westlichen Besuchers sehr nahe kommt.

Doch muss ebendieser auch wissen, dass nicht jeder, der hier seine heilenden Kräfte feilbietet, auch den Standard anbietet, den er erwarte sollte. Einige zwielichtige Scharlatane reduzieren Ayurveda auf eine, nicht selten überteuerte, Massage in einem schäbigen Hinterhofzimmer und vergessen dabei natürlich nicht zu erwähnen, dass mindestens zwei weitere ebenso teure Anwendungen nötig sind, damit die heilende Kraft ihre Wirkung entfalten kann.

Ein wirklich guter Ayurveda-Arzt wird einen zuerst über das informieren, was Ayurveda kann – nämlich unter anderem dabei helfen Rheuma, Arthritis, Migräne und Schlafstörungen zu lindern, aber auch darüber, was es nicht zu leisten im Stande ist, beispielsweise Infektionen zu stoppen.
Wichtigste Voraussetzung beim echten Ayurveda ist die tägliche Routine; der Patient wird strikt dazu angehalten, sich an einen festen Tagesablauf zu halten. Dazu gehört – leider – sehr frühes Aufstehen (nie später als Sonnenaufgang).

Der Tag beginnt mit einer Yogasitzung, auf die das Frühstück folgt. Beim Frühstück, wie bei allen anderen Mahlzeiten, gelten viele Regeln, die unbedingt eingehalten werden müssen: Kein Fleisch und Fett, kein Zucker, kein Weizenmehl, keine fermentierten Zutaten, keine Pilze, Kartoffeln oder Tomaten. Darüber hinaus dürfen Gewürze nur in Maßen verwandt werden – und das in Kerala, dem Gewürzexporteur Nummer 1 in Indien… Nun kommt es darauf an, langsam und entspannt zu Essen, sich auf das Essen zu konzentrieren. Ein Vorgehen, was dem Westler oft einige Mühen bereitet – ist er doch oft eher Fastfood gewöhnt.

Auf das Frühstück folgt eine Stunde des Massage, eine Massage, die nicht im Entferntesten an die Prozedur in der Hinterhofpraxis erinnert. Zu indischen Klängen, wird man mit Kokos- und Sesamöl eingerieben, der Kopf mit kaltem Öl massiert, die Augen die Ohren und die Nase gereinigt. Den Abschluss der Anwendung bilden das Einreiben mit Linsenpaste und das Anschließende Waschen. Den Rest des Tages verbringt man mit Nichtstun – und nichts heißt nichts: Kein Computer, kein Fernsehen, keine Bücher! Dieser Tagesablauf wiederholt sich eine Woche lang. In der zweiten Woche unterzieht sich der Patient dann den jeweils speziell auf seine Leiden angepassten Heilmethoden – Massagen, Ölungen etc. In der dritten und letzten Woche nun widmet man sich dann wieder ganz der Entspannung und dem Einreiben mit Heilölen. Nach diesen drei Wochen fühlt man sich wie neugeboren und ist bereit, wenn auch nicht gewillt, sich wieder dem stressigen Alltag im oft zu grauen Westeuropa zu widmen…

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