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Hampi In Indien Reisen

Hampi – Eine ganz besondere Stadt in Indien

Die Tempelstadt Hampi, gelegen im südwestlichen Bundesstaat Karnataka, sollte auf einer Reise durch den Süden Indiens nicht fehlen. Sie bietet dem Reisenden außergewöhnliche Reize, sowohl von kulturell-architektonischer, als auch von landschaftlicher Seite. Die Ruinen aus dem 14. Jahrhundert liegen eingebettet in eine eindrucksvolle Landschaft, welche von riesigen Granitfelsen dominiert und vom Tungabhadra Fluss durchflossen wird. Das Gelände, das sich auf ein Gebiet von über 26 Quadratkilometern erstreckt, gliedert sich in den „Königlichen“ sowie den „Heiligen Bezirk“. Dieser wiederum verfügt ein Zentrum rund um den Virupaksha-Tempel und eines um den Vitthala-Tempel. Für jedes dieser drei Gebiete sollte man sich etwa einen Tag Zeit nehmen, wenn man sich dazu entschließt, Tempelanlagen und Landschaft per pedes zu erkunden. Aufgrund der, sich in der ungewöhnlichen Landschaft immer wieder neu auftuenden Perspektiven und Aussichten, bietet sich diese Entscheidung an. Hat man allerdings etwas weniger Zeit oder traut sich die Strapazen in der gleißenden Sonne nicht zu, besteht die Möglichkeit, sich für etwa 400 Rupien am Tag eine Rikscha samt Fahrer zu mieten der einen durch Hampi kutschiert.

Aufgrund der Lage ist es ratsam, mit der Besichtigung des Virupaksha Tempels zu beginnen. Er liegt am Ende der Bazaar Street, an die sich der touristische Bezirk Hampis (Hampi Bazaar) mit Unterkünften und Restaurants anschließt. Man betritt den Tempel durch ein Tor im 50 Meter hohen gopura. Im Innenhof erwartet einen um die Mittagszeit bereits die Elefantendame Lakshmi, die einen für einen kleinen Obolus segnend den Rüssel auflegt. Frühaufsteher können den Dickhäuter außerdem bereits beim morgendlichen Bad in den Ghats beobachten.

Im Heiligtum des, auch heute noch für religiöse Zwecke bestimmten und dem Gott Vishnu geweihten Tempels, findet sich ein Komplex mit mehreren Schreinen. An den Säulen der Kolonnaden lassen sich dabei faszinierende Steinmetzarbeiten, wie Gottheiten, an denen Opfergaben erbracht werden, entdecken. Besonders sehenswert : der 1510 erbaute Ranga Mantapa – der rote Pavillon.

Verlässt man nun den Tempel wieder und hält sich rechts, besteigt man einen Granithügel, von dem aus sich die herrliche vom Wasser und ausgedehnten Bananenplantagen geprägte Landschaft, wundervoll genießen lässt. Während der Überquerung trifft man immer wieder auf Fragmente kleinerer Tempel oder alter Stadtbefestigungsanlagen und ihrer Bewohner – die überall anzutreffenden frechen Affen.
Auf der anderen Seite des Hügels warten bereits die nächsten Highlights: ein dem elefantenköpfigem Gott Ganesha geweihter kleiner Tempel, der Narasimha-Monolith mit dem Ehrefurcht einflößenden Bildnis Vishnus als Mensch-Löwen sowie der Krishna-Tempel mit seinem großen Wassertank und dem auf der anderen Straßenseite gelegenen Schrein. Mit ein wenig Glück, kommt man hier in den Genuss einer ganz besonderen Besichtigungstour (natürlich ist ein kleines Entgelt fällig: 50 Rupees reichen hier aus): Ein älterer uniformierter Führer bringt einen, wenn wenig Betrieb ist, in die Katakomben des Tempels. Der modrige Geruch, die um den Kopf herum schwirrenden Fledermäuse und das nur durch den Schein einer kleinen Kerze durchbrochene absolute Dunkel, lassen einen erschaudern. Die Erläuterungen, in einer für uns unverständlichen mystisch klingenden Sprache machen diesen etwa fünfminütigen Rundgang zu einem gespenstischen doch ebenso unvergesslichen Erlebnis. Also: Im und um den Tempel nach einem älteren Herren Ausschau halten und Blickkontakt suchen!

Der zweite Tag des Besuches kann für die Erkundung des „Königlichen Bezirks“ eingeplant werden. Man erreicht ihn, indem man von Hampi Bazaar aus Richtung Krishna-Tempel läuft, diesen liegen lässt und etwa einen Kilometer auf derselben Straße weiter geht. Zur linken liegen dann die gepflegten Anlagen des Bezirks. Zu Beginn erwarten einen ausgedehnte unterirdische Tempelanlagen, in denen man Fledermäuse und interessante Wasserspiegelungen beobachten kann. Es folgen Moscheen, das große gestufte Becken, verschiedene Tempel, die beeindruckenden Ställe für die königlichen Elefanten, das private Bad der Königin sowie das Lotus Mahal – ein im hinduistisch-islamischen Stil errichteter Bau, welcher vermutlich als Ratskammer des Königs diente. Der „Königliche Bezirk“ war einst das urbane Herz der bis zu 500.000 Einwohner zählenden Stadt und durch hohe, auch heute noch gut erhaltene Granitmauern, Kanäle und Wasserläufe vom „Heiligen Bezirk“ getrennt. Durch den vergleichsweise hohen Eintrittspreis für Teile des „Königlichen Bezirks“ sind die Anlagen äußerst gepflegt, es finden sich ausreichend Abfallbehälter, die Grünflächen sind bewässert. Auf der einen Seite ist das sicher positiv, auf der anderen verliert eine Besichtigungstour ein wenig an Charme, denn geheimnisvolle Touren in unentdeckten Gängen erwarten einen hier nicht. Nichtsdestotrotz hält ein Besuch eine Vielzahl beeindruckender architektonischer Meisterleistungen bereit, die einen Besuch zu einem Muss machen.

Der dritte Teil des Besuches sollte für den Bereich um den Vitthala-Tempel sowie das Tal des Tungabhadra reserviert sein. Man folgt der Bazaar Street bis zum dem Virupaksha gegenüberliegenden Ende und übersteigt eine von mächtigen Granitfelsen übersäte Anhöhe. Auf der anderen Seite erwartet einen der Tiruvengalantha-Tempel mit seinem lang gezogenen Bazaar. Hier sieht es aus wie in Hampi Bazaar – nur ohne Massen an Touristen, Souvenirläden, Bars und Restaurants. Dafür mit vielen Ziegen, Kühen und Affen. So muss es vor der Wiederentdeckung für den Tourismus auch in Hampi Bazaar ausgesehen haben! Nun gelangt man, immer entlang des Flusses, nach etwa 1,5 Kilometern zum Komplex des Vitthala-Tempels. Davor steht die Königswaage – hier ließ sich einst der Herrscher mit Gold oder Getreide aufwiegen, um es an die Armen zu verteilen. Der Vitthala-Tempel (gewidmet einer Inkarnation Vishnus) selbst ist eines der großartigsten religiösen Monumente Hampis. Vor dem Hauptschrein findet man eine Plattform mit geschnitzten Säulen, die offene Halle (mahamandapa) sowie unzählige Tempelpfeiler, die mit löwenähnlichen Fabelwesen (Yalis) geschmückt sind. Daneben erwarten einen die hohlen Musiksäulen, welche verschiedene Töne hervorbringen sowie der Steinwagen – ein Garuda geweihter Schrein in Form eines Wagens.
Verlässt man den Tempel und hält sich links gelangt man nach etwa einem Kilometer an einen ungewöhnlichen Ort: Man erkennt die Pfeiler einer modernen Stahlbetonbrücke, die einen in das gegenüberliegende historische Dörfchen Anegondi bringen soll. Eine Fahrbahn ist auch vorhanden, nur fehlen in der Mitte etwa zwei Meter… Eine der Erklärungen ist, dass eine Auflage der UNESCO-Welterbekommission den Weiterbau verhindert – Indien ist eben nicht Dresden! Also setzt man in einem etwa zwei mal zwei Meter „großen“ Korb in Form einer Reisschale über. Selbst Motorräder werden befördert! Am anderen Ufer angekommen ist mehr Wasser als alles andere in der Schale, aber es ist ein Erlebnis. Nach einem kurzen Besuch Anegondis und der Bekanntschaft mit unzähligen Kindern geht es auf gleichem Weg wieder zurück nach Hampi Bazaar.
Man sollte sich allerdings die Zeit so einteilen, dass man vor Einbruch der Dunkelheit zurück ist, da erstens keine Beleuchtung auf den Wegen vorhanden ist und zweitens dann die Mücken aktiver werden – in Hampi ist aufgrund des Wassers die Malariagefahr höher als in anderen Teilen Indiens.

An den Abenden gibt es in Hampi Bazaar diverse Möglichkeiten gut zu Essen und zu Trinken (Alkohol gibt es nicht!). Eine besonders schöne stellt aber das Lokal „Mango Tree“ (hinter dem Virupaksha-Tempel einige hundert Meter entlang der Ghats) dar. Hier sitzt man entspannt auf dem Boden, über einem ein riesiger Mango Baum, vor einem der Fluss. Man trinkt seinen Lassi, genießt, wie die Sonne hinter den Bergen versinkt und schwelgt in Erinnerungen an die vergangenen Tage.

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