In einem Land der unterschiedlichsten Kulturen und Religionen ist auch die Küche geprägt von deren mannigfaltigen Einflüssen. Für Moslems ist Schweinefleisch tabu, für Hindus Rindfleisch. Darüber hinaus ist der Vegetarismus in Indien sehr verbreitet (20 % der Bevölkerung ernähren sich rein vegetarisch) – so steht bereits in den Veden: “Du sollst deinen von Gott gegebenen Körper nicht zum Töten von Gottes Geschöpfen gebrauchen – weder Mensch noch Tier, noch irgendein anderes Wesen.”
Besonders ausgeprägt ist die vegetarische Lebensweise im Staat Gujarat – dort ist, nebenbei erwähnt, auch jeglicher Konsum von Alkohol untersagt.
Selbst Mc Donald’s bietet in Indien ausschließlich vegetarische Gerichte sowie solche aus Hähnchenfleisch an. Doch ist man auf den Besuch eines Schnellrestaurants bei der Vielfalt der Küche auch nicht angewiesen – es sein denn, man möchte eine ordentliche Toilette besuchen, einen gewohnten Kaffee trinken oder ein wenig Heimatfeeling aufkommen lassen…
Neben religiösen Einflüssen wirkten sich selbstverständlich auch die Gewohnheiten der Kolonialmächte (insbesondere der Briten und Portugiesen) sowie anderer bestimmender Völker, wie der Moguln, aus.
Auch wenn sich die Küche des Subkontinents stark nach den unterschiedlichen Regionen unterscheidet, so gibt es doch Gemeinsamkeiten, die überall anzutreffen sind. Dazu zählt der Einsatz unterschiedlichster Gewürze wie Kurkuma, Kardamom, Pfeffer, Kümmel, Koriander etc. Darüber hinaus gehören Reis, Weizen – meist in Form von Fladenbrot sowie rote Linsen und Kichererbsen – wenn auch nach Region unterschiedlich ausgeprägt – zu den Grundnahrungsmitteln des gesamten Landes.
Die Küche des Nordens ist die über die Grenzen hinaus bekannteste Indiens. Sie wurde stark durch die Moguln beeinflusst und zeichnet sich durch einen recht hohen Einsatz an Fleischprodukten – meist Ziege oder Lamm – aus.
Daneben wird stark auf den Einsatz von Joghurt und Ghee sowie orientalischer Gewürze wie Kreuzkümmel und Safran gesetzt. Eine weit verbreitete Spezialität des Nordens sind Samosas, unterschiedlich gefüllte Teigtaschen, welche häufig an Straßenständen und Bahnhöfen zu äußerst geringen Preisen zu erwerben und sehr schmackhaft sind.
Ostindiens Küche ist in erster Linie bekannt für Süßes und Desserts. Der bengalische Reispudding Khir hat es zu einiger Bekanntheit auf dem gesamten Subkontinent gebracht und ist damit auch überall erhältlich. Neben viel Reis und Gemüse findet man außerdem häufig Süßwasserfisch, was für Indien ansonsten eher unüblich ist. An Gewürzen wird vielfach Senföl, Fenchel und Kümmel eingesetzt.
Auch in Südindien stellt Reis eine sehr wichtige Nahrungsquelle dar – ob als Korn oder als Mehl für die Zubereitung von Idli und Dosa. Durch die Lage in der tropischen Klimazone kommen natürlich traditionell Nahrungsmittel zum Einsatz, die im Norden nicht gedeihen, etwa Kokos. Aus dem Süden Indiens stammen auch die Currys, die wenig bis nichts mit der bei uns verbreiteten Gewürzmischung gemein haben. Es handelt sich dabei um soßige einmalig gewürzte Gerichte ganz unterschiedlicher Ausprägung, welche nur als Inspiration für das Currypulver dienten.
Gewürzt wird im Süden gerne mit Chili, Pfeffer, Knoblauch, Tamarinde und Ingwer.
Der Westen Indien ist insgesamt sehr heterogen, was seine Küche angeht. Wie erwähnt dominiert in Gujarat der Vegetarismus. Hier bekommt man die variantenreichsten fleischlosen Gerichte des Landes serviert, beispielhaft seien hier die Dals genannt – ein vorwiegend aus Hülsenfrüchten, zumeist Linsen, zubereitetes, kräftig gewürztes Gericht. Maharashtras Küche bietet, aufgrund der fruchtbaren Landschaft Speisen auf der Grundlage unzähliger Früchte und Gemüsesorten sowie Hirse. Goa – mit seinem portugiesisch-christlichem Einschlag – bietet mit seiner Spezialität Vindalu (Vindaloo) ein für Indien unübliches Mahl aus Schweinefleisch. (Portugiesischen: carne em vinha de alhos = mariniertes Schweinefleisch in Wein, Knoblauch und Gewürzen.) Daneben ist die goanische Küche stark von der Lage der Region am Meer geprägt – Fisch und Meeresfrüchte bestimmen die Speisekarten.
Neben den diversen Hauptspeisen, welche unmöglich aufzuführen sind, wird eine Vielzahl an Brotsorten angeboten, die entweder für sich oder zum Hauptgang genossen werden können. Unter anderem zählen dazu: Roti und Chapati, Puri, Nan und Paratha.
In touristischen Regionen trifft man heute vermehrt auf westliche Einflüsse – beispielsweise deutsche Bäckereien und italienische Restaurants. Zu seiner eigenen Überraschung war das Schärfste, was der Autor dieses Textes in Indien zu sich genommen hat, keine indische Spezialität, sondern eine Pizza… ;-)
Zur Wahl des richtigen Restaurants bieten sich einige Faustregeln an: Bevorzugen Sie Restaurants mit dem Zusatz „Family Restaurant“, solche, die Ihnen Ihr Reiseführer empfiehlt und solche, die Ihnen von anderen Reisenden empfohlen wurden. Außerdem jene, in denen bereits eine Anzahl anderer westlicher Gäste zu Gast ist. Darüber hinaus können Sie auch problemlos an konzessionierten Ständen an Bahnhöfen essen. Nehmen Sie sich diese Hinweise zu Herzen und einem reuelosen Genuss der indischen Küche steht nichts im Wege.
Ansonsten gilt in Indien genau das was in anderen wärmeren Ländern auch gilt: Cook it, peal it or forget it. Leider schmecken die besten Sachen leider ungekocht und ungeschält am besten.. zB Bhel Puri oder Gol Gappe