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Goa In Indien

Goa

Ganz Indien war von den Briten besetzt! Ganz Indien? Nein, einige kleine Gebiete des Subkontinents standen nie unter der Herrschaft des britischen Empires, sondern unter französischer oder portugiesischer Kontrolle. Zu den portugiesischen Besitzungen zählten bis 1961 Dadra und Nagar Haveli, Diu und Damão sowie, als größtes zusammenhängendes Gebiet, Goa. Auch heute noch lässt sich der über 400jährige Einfluss der Iberer noch an vielen Dingen erkennen. Sei es das stark vertretene Christentum (über 25 % der Bewohner bekennen sich zum römischen Glauben), die Architektur, die Namen der Bewohner, die Küche oder das stärkere Interesse am europäischen Fußball – auf jeden Fall hat der Reisende häufig das Gefühl sich gar nicht in Indien zu befinden.

Goa ist der kleinste der 28 Bundesstaaten, hat ca. 1,5 Millionen Einwohner und wird von der Hauptstadt Panaji (etwa 60.000 Einwohner) aus regiert. Die Bewohner des Staates verfügen über eine vergleichsweise gute Schulbildung – der Einschulungsgrad liegt bei 97%, die Alphabetisierungsquote bei über 80%.

Aufgrund seiner geringen Fläche (etwa so groß wie das Saarland und Berlin zusammen), lässt sich jede Ecke des Staates gut von jedem Ort aus entdecken. Panaji, welches Old Goa im Jahre 1843 als Hauptstadt ablöste, besticht auch heute noch durch seine koloniale Architektur, allem voran die Kirche „Our Lady of the Immaculate Conception“ beeindruckt. Die wahre Größe der portugiesischen Architektur wird einem allerdings erst bei einem Besuch Old oder Velha Goas bewusst. Das weitläufige Gelände der alten, auch „Rom des Orients“ genannten, Hauptstadt ist übersät mit Kirchen verschiedenster Stilrichtungen, Ausstattungen und Größen. Prunkstück ist die 1594 von Jesuiten errichtete „Basilica de Bom Jesus“. Das prunkvoll ausgestattete Gotteshaus beheimatet das Grab des heiligen Franz Xaver und wurde 1946 durch Papst Pius XII. zur Minor Basilica erhoben.

Auf dem Rundgang durch die zum UNESCO-Welterbe gehörige alte Stadt sollte man außerdem auf gar keinen Fall einen Besuch der „Church of St Cajetan“ – eine Kleinausgabe des Petersdoms in Rom, die „Sé Cathedral“ einer der größten oder sogar die größte Kirche Asiens sowie die „Church of St Francis of Assisi“ verpassen. Etwas am Rande des Areals, nicht weit von der „Church of St Cajetan“ durchschreitet man den Viceroy’s Arch. Vor diesem, nach dem Vizekönig Francisco da Gama benannten, Bogen legten im 17. Jahrhundert 1.000 Schiffe jährlich an. Heute gelangt man durch ihn an die Anlegestelle einer altertümlichen Fähre, mit der man über den Mandovi übersetzen kann.

Denkt man an Goa, so denkt man neben seinen reichen kulturellen Schätzen wohl auch an seine Hippie-Vergangenheit. In den 1960er Jahren übte Indien eine sehr starke Anziehungskraft auf die Blumenkinder aus Europa und den USA aus.
Auch heute noch lädt jeden Mittwoch der so genannte „Hippie Market“ in Anjuna Beach zum Shoppen ein. Das Angebot reicht von Gewürzen über bunte Tücher und Kleidung, bis hin zu Kunsthandwerk aus der Region. „Echten“ Hippies begegnet man zwar kaum noch, doch betreiben einige „Exemplare“ mit grauen Schläfen und langen Rastas hier auch heute noch ihre Stände mit Second Hand-Klamotten.

Tanzender Hippie am Anjuna in Goa
Tanzender Hippie am Anjuna in Goa (von flickr: WarpHed)

Die, wenn nicht gerade Rave-Partys stattfinden, oft einsamen Strände mit ihren zu mietenden Strandhütten vermitteln einem das Gefühl eines Aussteigers am anderen Ende der Welt. Man vergisst den Trubel, den man in den letzten Tagen – etwa in Mumbai – erlebt hat, lässt sich fallen und genießt am kilometerlangen Strand ein eisgekühltes King Fisher (welches aufgrund der niedrigeren Steuern noch dazu um einiges günstiger ist als in den meisten anderen Bundesstaaten). Generell kann man sagen, dass die Strände Nord Goas besser erschlossen sind als die im Süden, dafür bieten diese ein ursprünglicheres Flair. Sucht man nach Backpackeratmosphäre, nach Hippie-Feeling und wummernden Strandpartys ist Anjuna die richtige Wahl. Strebt man nach Ruhe, sehnt sich nach klarem Wasser in einer idyllischen Bucht über der am Abend die Sonne in den Ozean taucht, bietet sich beispielsweise Palolem an.

Hat man darüber hinaus noch Zeit für einen Ausflug ins Hinterland, ist das Braganza House eine gute Wahl. Das Gebäude aus dem 17. Jahrhundert verfügt über ungeheure Ausmaße und liegt etwa 20 Kilometer östlich von Margao. Die elegante Kolonialvilla, die auch heute noch in Teilen von der Erbauerfamilie bewohnt wird, ist äußerst prachtvoll ausgestattet, verfügt unter anderem über eine eigene sehr sehenswerte Kapelle sowie einen mit Marmor und Kronleuchtern geschmückten großen Ballsaal.

Ein Besuch Goas lohnt sich, insbesondere in der Trockenzeit ab Dezember, aufgrund seiner Kultur, seiner freundlichen und offenen Bewohner und eines Feelings, welches man so in Indien nirgendwo sonst erleben kann!

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