Kategorien
Allgemeines

Sport in Indien

Sport in Indien, das ist zuerst einmal Cricket. Die Namen von Spielern wie Sourav Ganguly, Kapil Dev, Anil Kumble, Yuvraj Singh oder Sachin Tendulkar kann einem jedes Kind im Traum aufsagen und grüßen von überdimensionalen Plakatwänden, vor und während der Saison. Cricket beherrscht den Sportteil der Tageszeitungen genauso, wie die Strände Goas und die Höfe Delhis, in denen Kindern und Jugendliche mit behelfsmäßigem Schläger und Tennisball den Traum vom großen Durchbruch zum Sport- und Werbestar träumen.
Zu den Spielen am Wochenende strömen die Massen in die Stadien und johlen ihr Team zum Sieg. In keinem anderen Land der Welt hat ein Sport so viele Anhänger wie Cricket in Indien. Spiele gegen den Erzrivalen Pakistan – etwa anlässlich der Weltmeisterschaft 1999 im Land der gemeinsamen ehemaligen Kolonialmacht England – werden zu einem Kampf von nationaler Bedeutung erhöht. Die Straßen sind wie leergefegt, Menschentrauben versammeln sich vor den Fenstern der Gaststätten, um einen Blick auf den Fernseher zu erhaschen. Ist nach etlichen Stunden ein Sieger gefunden und heißt dieser Indien, geraten die Menschen in Ekstase, werden Feuerwerksköper und Raketen gezündet. In den neun seit 1975 alle drei bis fünf Jahre ausgetragenen Weltmeisterschaftsturnieren konnte die indische Mannschaft bisher einen Titel und einen zweiten Platz erringen.
Indisches Cricket ist – auch wenn der Titel bereits 26 Jahre zurückliegt – Weltklasse. Das können von sich daneben nur Billard und Pistolenschießen behaupten – nicht eben publikumstaugliche Sportarten.

Noch bis 1980 war die indische Hockeymannschaft bei olympischen Turnieren tonangebend und gewann bis dahin achtmal Gold. Damit steuerte das Hockeyteam alle indischen Goldmedaillen für den ewigen Medaillenspiegel bei – bis auf eine: Abhinav Bindras erstem Platz im Luftgewehrschießen in Peking 2008. Außerdem reichte es zu viermal Silber und siebenmal Bronze, was Platz 44 im ewigen Medaillenspiegel bedeutet. Nicht gerade üppig für eine Nation von über einer Milliarde Einwohnern – aber Cricket ist eben (noch) nicht olympisch…

Gewisse Popularität genießt in einigen Teilen des Landes – wie etwa Goa und Westbengalen – auch der europäische Fußball. Im Fokus des Interesses steht hier ganz klar die englische Premier League, welche mit recht ausführlichen Zeitungsartikeln und TV-Übertragungen bedacht wird. So kommt es auch nicht selten vor, indische Jungs in den Trikots von Ronaldo und Co. zu treffen. Der indische Fußball selbst spielt keine Rolle – die Nationalmannschaft belegt Platz 147 von 207 in der Rangliste der FIFA. Man kann also nicht behaupten, die Inder seien unsportlich – sie interessieren sich nur, vom mitteleuropäischen Standpunkt aus, für die „falschen“ Sportarten…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.