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Allgemeines Hunger und Durst In Indien

Hygiene

Denkt man an (mangelnde) Hygiene in Indien, denkt man vermutlich zuallererst an zwei Dinge: die Trinkwasserversorgung und die Verrichtung der Notdurft sowie die damit verbundenen Risiken für die eigene Gesundheit.
Wie in vielen, insbesondere südlichen, Ländern ist vom Genuss des Leitungswassers auf jeden Fall abzusehen! Es muss ausschließlich Wasser aus industrieller Produktion verwendet und außerdem auf Eiswürfel verzichtet werden. Achtung: An einigen Straßenständen werden Plastikflaschen mit Leitungswasser gefüllt und so verschlossen als seien sie offiziell versiegelt! Ist kein versiegeltes Wasser zu bekommen, muss es entweder mindestens drei Minuten abgekocht (je 150 Höhenmeter aufgrund des niedrigeren Siedepunktes eine Minute länger), mittels Hand- oder Tropffilter gefiltert oder chemisch desinfiziert werden.
Der Toilettengang in Indien ist für den Westeuropäer oftmals etwas abenteuerlich, teilweise auch mit ein wenig Überwindung verbunden. In diesem Land, in dem etwa 700 Millionen Menschen ihre Bedürfnisse im Freien oder in Behälter verrichten, die von Mitgliedern niederer Kasten geleert werden, ist es eigentlich schon etwas besonderes, überhaupt ein abschließbares „eigenes“ WC zu finden – also kann man sich im Erfolgsfall schon einmal freuen…
Grundsätzlich bevorzugt man in Indien so genannte „Hocktoiletten“. Gespült werden diese mittels eines kleinen Behälters, den man mit Wasser befüllt. Toilettenpapier sucht man vergeblich – die Säuberung findet mittels der linken Hand und eines meist vorhandenen Wasserschlauchs statt. Gerade öffentliche Toiletten auf Bahnhöfen oder großen Bushaltestellen entsprechen den westlichen Vorstellungen von Hygiene in keiner Weise – auch wenn zumeist sogar ein geringer Obolus für das Benutzen der Anlagen verlangt wird. Nichtsdestotrotz kann mich durchaus trauen, auch diese Bedürfnisanstalten zu nutzen, sofern man eigenes Toilettenpapier (dieses sollte aufgrund der Konstruktion der Abwasserleitungen nicht hinuntergespült werden, sondern in einen bereitgestellten Behälter geworfen werden) dabei hat und sich bemüht möglichst wenig zu berühren. Mit etwas Handdesinfektionsmittel verschwindet das ungute Gefühl auch meist wieder schnell… Glücklicherweise kommt man nicht allzu oft in die Verlegenheit, diese öffentlichen Anlagen nutzen zu müssen. Die WC in durchschnittlichen Restaurants und einfachen Hotels sind in der Regel deutlich sauberer, verfügen teilweise über Papier und sind hin und wieder sogar im „Western Style“ gehalten, d.h. man kann sich setzen – ob man das wirklich möchte bleibt natürlich einem selbst überlassen.
Hat man also immer sein, an vielen Orten erhältliches, Toilettenpapier und gegebenenfalls Desinfektionsmittel für die Hände dabei und stellt sich nicht übermäßig pingelig an, hat man sich sehr schnell an die anderen Gegebenheiten gewöhnt und findet nicht mehr sehr viel Ungewöhnliches an Hockklo, Eimerchen und Schlauch…
Toilettenpapier kann man natürlich auch in Indien kaufen. Der aufgedruckte „Maximum Retail Price“ ist allerdings eher nur für Touristen gedacht. Der „wahre“ Preis leigt bei ca. 1/3.

Aus der besonderen Form der Toilettenhygiene erklärt sich auch die besondere Form der Begrüßung (traditionell gibt man sich nicht die Hand) und des Essens (ohne Besteck, nur mit der rechten, der sauberen Hand). Apropos Essen: Schnell werden einem die vielen roten Flecken auf Straßen und Gehwegen auffallen. Es handelt sich dabei um zerkaute und ausgespuckte Betelnüsse, die von Alt und Jung, Mann und Frau häufig genossen werden. Das Ausspucken dieser Reste ist, wie das Ausspucken im Allgemeinen, in Indien kein Verstoß gegen das gute Benehmen. Auch daran muss man sich gewöhnen – man befindet sich eben in einem ganz anderen Kulturkreis und sollte dies respektieren.

Ein anderes Thema: Alles was die Lippen eines anderen berührt hat oder berühren könnte ist tabu. So sieht man es häufig, dass bei dem Genuss von Wasser oder Cola aus einer Flasche, diese nicht an den Lippen abgesetzt wird, sondern sozusagen in den Mund „geschüttet“ wird. Ob man sich diesen Brauch, besonders in schaukelnden und wackelnden Zügen und Bussen zutraut, ist einem unbenommen – auf die Gefahr hin, sich entweder zu bekleckern und lächerlich zu machen oder ersatzweise für einen ungehobelten Westler ohne Anstand gehalten zu werden :-)

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